Guter Sportunterricht

„Wünsche, Erwartungen, Ansprüche und Forderungen des Kindes und des jungen Menschen sollten als einer der wichtigsten didaktischen Ansatzpunkte einer künftigen Leibeserziehung angesehen werden“.

Ommo Grupe (1969). Grundlagen der Sportpädagogik (S. 114, Fußnote 15). München: Barth.

Designs

Bislang haben wir zwei Studien zum guten Sportunterricht aus Schülersicht abgeschlossen. In beiden Studien wurde mit einem Peer-Research-Design gearbeitet, d. h. Schüler:innen befragen sich gegenseitig.

In der Studie von Peter Hargasser war das Forschungssetting in sogenannte W­-Seminare integriert. Es handelt sich hierbei um ein Zwei­-Jahres­ Format – 11. und 12. Jahrgangsstufe – im bayerischen Gymnasium. W steht für Wissenschaft und bietet den jungen Menschen Gelegenheit, sich gemäß Lehrplan mit wissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden auseinanderzusetzen. Die 16­- bis 18­-Jährigen haben sich zunächst selbst mit der Frage guten Sportunter­richts auseinandergesetzt, thematische und methodo­logische Literatur ausgewertet, eine Schulung in Inter­viewführung erhalten und Probeinterviews geführt. Ihre Befragungsstichprobe umfasste Mädchen und Jungen in fünf Gymnasien, nahezu gleichverteilt auf alle Jahrgangsstufen, insgesamt 64 junge Menschen. Das Befragungsszenario bestand aus einem Intervie­wer:innen­-Tandem und der/der befragten Mitschü­ler:in vor Ort in der Schule. Das Interviewer:innen­-Tan­dem teilte sich die Aufgaben in Gesprächsführung und Aufnahmetechnik/Postskript. Erhebungszeitraum war das Schuljahr 2016/17. Die Interviews wurden mit einem einfachen Regelsystem transkribiert und thema­tisch­-inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Befragung mit dem Itemkatalog wurde deskriptiv statistisch ausgewertet.

Zusammenfassung

In dieser Studie zeigt sich, dass Kinder und Jugendliche der Sozialkompetenz der Sportlehrperson im Unterricht überragende Bedeutung zumessen. Auf dieser Basis stehen dann inhaltliche und organisatorische Aspekte, aus denen individuelle Leistungsentwicklung, Mitbestimmung und Sicherheit hervortreten.

 

Details der Studie 1 >>>

In der Studie von Michel Lowak wurden im Rahmen eines Seminars an einer Mittelschule in Bayern 23 Schüler:innen als Gesprächsführer:innen ausgebildet, die sich anschließend über vier methodisch unterschiedliche Gesprächsformen mit ihren „echten“ Peers der Frage nach dem guten Sportunterricht näherten. Unter „echten“ Peers sind Personen zu verstehen, die freiwillig als solche in einer Realgruppe gewählt werden, bezüglich sozialer und psychologischer Variablen gleichrangig sind, ein ähnliches Alter haben, ein konjunktives Erfahrungswissen teilen, sich gegenseitig als Orientierungspunkt bei ihrem Handeln dienen können und die in Beziehung zueinander stehen. Beim angewendeten Mixed-Methods-Design wurden sowohl qualitative Daten wie auch quantitative Daten erhoben und ausgewertet. Darin sind die Äußerungen von insgesamt 46 Schüler:innen aus Mittel-, Grund-, Real-, Gesamtschule und Gymnasium, der Jahrgangsstufen 4 bis 10, im Alter zwischen 10 bis 17 Jahren, mit geringer bis hoher Schul- und Sportaffinität sowie mit und ohne Migrationshintergrund enthalten. Die qualitativen Daten wurden mittels thematischer Analyse analysiert und mit den deskriptiv ausgewerteten quantitativen Daten des Fragebogens abgeglichen. Vier weitere Codierer:innen unterstützten den Leiter der Studie bei der Auswertung.

Zusammenfassung

In dieser Studie zeigt sich, das guter Sportunterricht aus Schülersicht folgende Bedürfnisse befriedigt: physiologische Bedürfnisse, das Bedürfnis nach Sicherheit, das Bedürfnis Neues zu lernen, das Bedürfnis nach Autonomie sowie das Bedürfnis nach sozialer Einbindung und nach Kompetenzerleben durch eine gute Gemeinschaft von Schüler:innen und Lehrer:innen untereinander, in der niemand ausgegrenzt, ausgelacht, gemobbt, angeschrien oder stark negativ kritisiert wird.

 

Details der Studie 2 >>>