Studie 2

Kategorien

Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über das Kategoriensystem und die gefundenen Verknüpfungen. Sie stellt alle strukturellen Oberkategorien (schwarz umrandete, bunte Punkte), Kriterien für guten Sportunterricht (pink gefüllte Punkte), und weitere Subcodes (grün umrandete Punkte) in der ersten Subcode-Ebene dar. Begriffe, die in Klammern in der Bezeichnung gesetzt sind, wurden von den Codierer:innen zur besseren Abgrenzung gesetzt, sind aber keine wortwörtlichen oder sinngemäßen Äußerungen von Schülern. In allen Fällen boten sich Schüleräußerungen als Kategorienbezeichnungen an, da stets versucht wurde, schülergemäße Bezeichnungen zu finden. Über die angegebene Häufigkeit als Zahl hinter den Codes und Kategorien wird die Anzahl der diesem Code oder dieser Kategorie zugeordneten Textpassagen und zugehörigen Subcodes abgebildet. Neben der farblich markierten Zuordnung im Codierungssystem sind weitere Verbindungen der Codes untereinander ersichtlich. Durchgezogene dunkelgraue Linien weisen auf Zusammenhänge hin, die aufgrund eindeutiger Erwähnung innerhalb der Gespräche gezogen werden können. Z.B. findet sich in zahlreichen Aussagen eine Beziehung zum Empfinden von Spaß, weshalb „Sportunterricht muss Spaß machen“ mit all jenen Kategorien und Codes verbunden ist, die solche Aussagen enthalten. Gestrichelte graue Verbindungen symbolisieren Zusammenhänge, die sich aus dem Kontext der Aussagen oder logischen Schlussfolgerungen aus Sicht der Codierer erschließen. In der Abbildung sind insgesamt 1817 Codes und Subcodes repräsentiert.

Bei der Betrachtung der Ergebnisse wird deutlich, dass Schüler:innen ihre Beurteilung der Sportunterrichtsgüte auf sehr unterschiedliche Faktoren gründen. Ein guter Sportunterricht hat einen spürbaren physischen und psychischen Effekt bei ihnen (Ich [Wirkung]), ist stark von der Schülergemeinschaft (Wir Schüler) wie auch von der Präsenz und dem Verhalten anderer Mitschüler abhängig (Die anderen Mitschüler), wird durch das Auftreten und die Kompetenzen der Sportlehrkraft geprägt (Sportlehrer), kommt bestimmten Vorstellungen im Ablauf (Ablauf), der Rahmenbedingungen (Gutes Umfeld [Rahmenbedingungen]) sowie der Bewertung und Benotung (Bewertung/Benotung) nach und wird auch häufig durch inhaltliche Kriterien mitbestimmt (Was wir im Sportunterricht machen).

Gütekriterien

In den Äußerungen der Schüler:innen lassen sich die folgenden zehn besonderen Gütekriterien identifizieren:

1. Befriedigung des Bedürfnisses nach Hygiene

2. Einsatz und Auswahl von Musik

3. Spielen als zentrales Element im Sportunterricht

4. Freiheit durch die besondere Kleidung

5. Möglichkeit, auch keinen Sport zu machen

6. positive Gefühle haben

7. Sportunterricht muss Spaß machen

8. erfahrbare Verbesserung im Sport, denn „Nich gut is, wenn man nicht gut wird!“

9. gutes, gepflegtes und passendes Material im Sport

10. „dass Jungs und Mädchen halt getrennt sind im Sport“

 

Eine Übersicht aller von den Kindern und Jugendlichen bezeichneten Gütekriterien bietet die folgende Tabelle.

Kategorie

Wir Schüler

Gütekriterium

Wählen (Mitbestimmung)

Selber bestimmen (Selbstbestimmung)

Wie man miteinander umgeht

Wie die Gruppen sind

Wählen (Mitbestimmung)

Selber bestimmen (Selbstbestimmung)

Wie man miteinander umgeht

Wie die Gruppen sind


Die Anderen (Mitschüler)

Mehr Privatsphäre! (Exposition des Körpers)

Verhalten der anderen mir/uns gegenüber

Öfter mitmachen/Lust haben

Wie die Schüler gegenüber dem Sportlehrer sind (Verhalten)

Wie gut die anderen sind

Sich an die Regeln halten


Sportlehrer

Fairness

Auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen

Sie versteht uns oft (Empathie)

Nicht zu hart und nicht zu weich

Auch an die Regeln halten (Vorbild)

Was der Sportlehrer weiß und kann (Kompetenzen im Sport)

Unterstützer

Vertrauen zum Sportlehrer


Ich (Wirkung)

Anstrengung

Es gut können

Positive Gefühle haben

Sportunterricht muss Spaß machen

Ein guter Sportunterricht motiviert

Keine Verletzung

Nich gut is, wenn man nich gut wird!


Bewertung und Benotung

Wie benotet wird (Maßstab und Bedingungen)

Gute Noten kriegen

Keine Noten kriegen

Was benotet wird (Inhalt)


Umfeld (Rahmenbedingungen)

 

Mehr Sportunterricht

Hygiene

Sport am Ende des Schultages

Dass Jungs und Mädchen halt getrennt sind

Kleidung

Material im Sport

Sporthalle/Sportplatz

Umkleide (Beschaffenheit)

Es müssten zwei bis drei Sportlehrer sein


Was wir im Sportunterricht machen

 

Abwechslung

Spielen

Kein Sport

Was jeder mag und kann

Sportarten

Geräte benutzen

Man sollte überall denselben Sportunterricht haben

Zur Verteidigung


Ablauf

Drinnen und draußen

Musik

Pausen (Organisation)

Die Sportart müssen Kinder auch verstehen

Keine Zeitverschwendung


K.O.-Kriterien

Darüber hinaus wurden Kriterien gefunden, die wir K.O.-Kriterien genannt haben, also Kriterien für schlechten Sportunterricht. Dies sind (in Klammern das jeweilige Gütekriterium):

  • Schwitzen („Hygiene“)
  • Kein Schwitzen („Anstrengung“)
  • Stinkende Leibchen („Hygiene“)
  • Zu hohe Anstrengung („Anstrengung“)
  • Bestimmte Sportarten („Sportarten“)
  • Angst vor Verletzungen („Keine Verletzungen“) 
  • Verhalten anderer Mitschüler in Form von Anschreien oder Kritik („Verhalten der anderen mir/uns gegenüber“)
  • Nichtverstehen einer Sportart („Die Sportart müssen die Kinder auch verstehen“) 
  • Fehlen des Spielens in der Sportstunde („Spielen“)
  • Situationen der ungewollten Offenbarung von empfundenen Schwächen des Körpers („Mehr Privatsphäre!" [Exposition des Körpers])
  • Situationen der Bloßstellung vor anderen („Wie benotet wird" [Maßstab und Bedingungen])

Insgesamt...

... zeigt sich in dieser Studie, dass die Maßstäbe, die Schüler zur Bewertung des Sportunterrichts anlegen, sehr individuell sind. Es gibt nicht den allgemein guten Sportunterricht aus Schülersicht auf Ebene der Gütekriterien. Vielmehr gibt es den für jede:n Schüler:in spezifisch guten Sportunterricht.